
Als ich Ende der 80er Jahre zum Kunststudium nach Berlin kam, merkte ich bald, dass eine spannende Zeit vor mir lag: Kunst, Politik, Musik, Mode, freies Radio, das Internet, die Clubszene, neue Freiräume … – Vieles, was im Aufbruch um die Zeit des Mauerfalls entstand, lässt sich bis heute nicht so einfach etikettieren. Die Überschneidung aller Disziplinen und die Internationalisierung Berlins (in den Ruinen zweier Diktaturen) bildeten den Ausgangspunkt vieler Experimente, von Techno über Tanztheater bis zum Dokumentarfilm.
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All das beeinflusste mich und meine künstlerische Arbeit hautnah. Unter dem Label tunguska index habe ich meine Werke damals in Ausstellungen, Performances und als Projektionen im öffentlichen Raum gezeigt. Früh interessierte mich die Arbeit am Computermonitor, quasi als moderne Form der Hinterglasmalerei mit hervorragender Reproduzierbarkeit in allen erdenklichen Formaten. Meine Themen drehten sich um Herrschaft (und ihren Ausdruck in Technik und Architektur) und Selbstbestimmung (Anarchie, Sex, Konsumkritik, Zen). Begleitet von Percussion waren meine Diaschauen auf Vernissagen und Konzerten zu sehen, daneben organisierte ich Gruppenausstellungen.
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In den letzten beiden Jahren gab es Erfolge: Einige hochkarätige Ausstellungen in Kunstvereinen und Galerien, gute Rezensionen und ein Stipendium. Doch vor die Entscheidung gestellt, mein Profil für den Kunstmarkt zu schärfen, merkte ich, dass ich künstlerisch eigentlich alles gesagt und getan hatte, was ich wollte. Alles Weitere wäre in Wichtigtuerei und eine Sackgasse gemündet. Mit Freude bin ich darum im Jahr 2000 in die angewandte Grafik gewechselt. Hier konnte ich mit anderen zusammen kreativ sein und fand meine Arbeit gewertschätzt. Zu meiner eigenen, oft düster-introspektiven Ästhetik und dem vorwiegend ironischen Zeitgeist der 90er-Jahre war ich bald schon auf Distanz.
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Im Rückblick denke ich, dass meine Arbeiten eine gewisse Wertigkeit haben und nicht ganz verschwinden sollten. Deshalb (und natürlich aus künstlerischer Eitelkeit) dokumentiere ich auf dieser Website meine Bilderserien und einige Tonaufnahmen aus dieser Zeit.
Vielen Dank an Horst Stöcker sowie an Hardo, Tony, Dieter, Stefan und Christian für das Mitwirken an der Percussiongruppe. Und an die vielen anderen Freunde und Weggefährten in diesem Jahrzehnt.
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Viel Spaß beim Schauen und Hören!
Peder Iblher